Berta Benz und Bauschlott

Berta Benz in Bauschlott
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Berta Benz in Bauschlott

Wenigen Neubürgern - auch manchen Bauschlottern - wird es nicht bekannt sein, dass Bauschlott in der Weltgeschichte des Automobils eine ganz bedeutende Rolle spielt.

An einem Augusttag im Jahre 1888 fuhr Frau Berta Benz, eine geborene Ringer aus Pforzheim, mit ihren beiden Söhnen, mit dem von ihrem Gatten Carl Benz entwickelten und in Mannheim gebauten "Neuen Patent-Motorwagen mit Gasbetrieb durch Benzin" von Mannheim nach Pforzheim. Es war eine glücklich verlaufene Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und zurück, deren menschheitsgeschichtliche Bedeutung - "ein Wagen ohne Gäul, was wird das noch alles werden?" riefen die entsetzten Kraichgaubauern - wir Zeitgenossen des Raketenflugs und der Monderoberung nur schwerlich einzuschätzen vermögen. So kam dann auch das unternehmenslustige "Team" nach allerlei Fährnissen gut in Pforzheim an. Aber auf dem Rückweg gab es ein Malheur mit den Bremsbelägen, die u. a. bei der ständigen Berg- und Talfahrt, vor allem zwischen Pforzheim und Bauschlott zu stark strapaziert worden waren.

Über die Rückfahrt schrieb Frau Benz: "Das Stück von Pforzheim bis Bauschlott denkt mir ein Lebtag. Denn in Bauschlott musste ein Schuster neues Leder auf die Bremsklötze schlagen, nachdem vorher mehreremal der Wagen geschoben werden mußte. Von Bauschlott an ging es Bretten zu wieder reibungsloser."

Jener Schumacher war Karl Britsch, heute Anwesen Pforzheimer Straße 18, welcher der mutigen Dame vor dem Gasthaus "Adler" das Leder auf die Bremsklötze ihres Fahrzeuges nagelte.

Viele Neugierige waren voller Staunen, als sie einen Wagen ohne Gäule vor sich sahen. Nach getaner Arbeit erhielt der erste Autoreparateur der Welt ein Trinkgeld, und die Fahrt nach Mannheim / Ladenburg konnte fortgesetzt werden. Somit hatte diese Frau als erste die Landstraße für das Kraftfahrzeug erobert. Wohlgemerkt jedoch mit einer "Schwarzfahrt"; denn Carl Benz sollte von dieser heimlichen - heute würden wir sagen -  "Testfahrt" nichts wissen.

Doch der mutigen gebürtigen Pforzheimerin hatte es in den Fingern gekribbelt, das Vehikel, das der Erfindergatte in ruhelosen Nächten "erfunden" hatte, einmal draußen auf den mehr oder minder schlechten Straßen des Kaichgauer Hügellandes zu erproben.

Zum 100. Jahrestag 1988 wurde jenes spektakuläre Ereignis in Bauschlott nachvollzogen. Anstelle des Schuhmachers Karl Britsch fungierten jetzt sein Großneffe, Neulingens erster Bürgermeister Helmut Britsch, sowie die in dritter Linie verwandten Karl und Walter Spörr, die ein großes Interesse an geschichtlicher Pflege haben.

Helmut Britsch kannte den ersten Autoreparateur der Welt noch persönlich.